Schauerhuber, Rosemarie: Die historische Schülerbibliothek von 1869-1885 am Beispiel der Volksschul-Schülerbibliothek in St. Pölten
Das Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 und die Maigesetze von 1868 brachten für die Geschichte des österreichischen Bildungssystems und des schulischen Bibliothekswesens eine entscheidende Wende: Das Schulwesen wurde unter staatliche Aufsicht gestellt und die Gründung von Schülerbibliotheken gesetzlich angeordnet. Vor diesem Hintergrund werden Funktionen und Zielgruppen der neu zu gründenden und tatsächlich gegründeten Schülerbibliotheken sowie die Traditionen, die diese ablösen sollten, untersucht. Erarbeitet wird weiters die organisatorisch-funktionale Ausgestaltung der Schulbibliotheken, die die Wahl der Kataloge und Verzeichnisse maßgeblich bestimmte. Dargestellt werden auch die Kriterien der Literaturauswahl sowie die personellen Zuständigkeitsbereiche für die Schülerbibliotheken.
Die zentrale Fragestellung der Thesis ist, wie weit einerseits behördliche, andrerseits bibliothekstheoretische Vorgaben in die Praxis umgesetzt wurden. Am Beispiel der St. Pöltner Volksschul-Schülerbibliothek werden - vornehmlich anhand der beiden großen Revisionen der Jahre 1875 und 1885/86 - die beträchtlichen Einflussnahmen der Schulbehörden auf den Inhalt der Bibliotheksbestände nachgewiesen. Die Grundlage für diese "Reinigungen " der Schülerbibliotheken von "Schmutz und Schund " bildeten die behördlich erstellten Jugendschriften-Verzeichnisse. Es wird verdeutlicht, welche besondere Bedeutung diesen im Vergleich zu jenen Verzeichnissen zukam, die einzelne Pädagogen und Lehrervereine erstellten. Weiters wird gezeigt, dass der von den Bibliothekstheoretikern geforderte Anspruch, wonach Volksschulbibliotheken auch Volksbibliotheken sein sollten, seitens der St. Pöltner Volksschulbibliothek umgesetzt wurde.
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