Schaefer, Kurt: Beziehungen zwischen den Zeitschriftenbestäunden der Fachbereichsbibliothek Chemie und der Publikationstätigkeit an den chemischen Instituten der Universität Wien
Eine Fachbereichsbibliothek hat für den Forschungsbetrieb zwei wichtige Aufgaben zu erfüllen:
- Forschungsdokumentation und
- Informationsversorgung.
Diese beiden Funktionen sind bei der Analyse der publizierten Forschungsarbeiten zu unterscheiden. Drückt man die komplexe Aufgabe der Forschungsdokumentation der Fachbereichsbibliothek für Chemie in Prozentzahlen aus, so steigt sie im betrachteten Zeitraum von etwa 50% auf über 80% (genaue Werte siehe Tabelle). Wissenschaftliche Autoren/innen können, bzw. müssen für die Publikation ihrer Ergebnisse unter vielen Journalen ein geeignetes Journal wählen. Die Anzahl dieser in Frage kommenden Journale war anfangs gering. Dass, historisch gesehen, die Bibliothek nur die Hälfte dieser Journale im Bestand hatte, erscheint für die Dokumentationsaufgabe wenig zu sein. Umso erstaunlicher ist das Ausmaß der Steigerung. Bei der enormen Zunahme an Journaltiteln die heute als Publikationsmedium zur Verfügung stehen ist die bibliothekarische Dokumentation von 80% der wissenschaftlichen Arbeiten aus den Universitätsinstituten als sehr positiv zu bewerten.
Dieser eben beschriebene starke Anstieg von Journaltiteln bewirkt aber im Gegenzug, dass die Informationsversorgung der Forscher/innen durch die Bibliothek gesunken ist. Von anfänglich mehr als 90% sank die Versorgung auf etwas über 75% (genaue Werte siehe Tabelle). Aber bedenkt man die Fülle an Zeitschriften, die zu verschiedensten Themen der Chemie erscheinen, so ist die Bereitstellung von dreiviertel der für die Forschung an den Instituten / Departments wichtigen Literatur durch die Bibliothek als sehr gut einzustufen.
Sowohl bei der Dokumentation als auch bei der Informationsversorgung ist in den letzten fünfzig Jahren der Unterschied in den Prozentzahlen nur gering. Das bedeutet, dass die Aufgaben der Forschungsdokumentation und Informationsversorgung auch vor fünfzig Jahren ähnlich gut war und in diesem Zeitraum mit der internationalen Entwicklung der Zeitschriftenliteratur Schritt gehalten hat.
Die vorliegende Arbeit zeigt durch die Analyse der Literatur einerseits und durch die Umfrage andererseits zwei unterschiedliche Sichtweisen auf die Qualität des Bibliotheksservice. Die unterschiedlichen Bilder ergeben sich durch:
- objektive Datenanalyse und
- subjektive Beantwortung von Fragen.
Die auf Fakten begründete Datenanalyse liefert ein positives Bild der Bibliothek (siehe oben). Dieses steht im Widerspruch zu der subjektiven Einschätzung durch die Bibliotheksbenutzer, die an der Umfrage teilgenommen haben. Zwei Aspekte stehen hier im Vordergrund. Die Versorgung mit:
- gedruckten Medien und
- elektronischen Medien.
Von den befragten Personen wird die Bibliothek hauptsächlich in ihrer traditionellen Funktion, als Lieferant von gedruckten Informationsträgern wahrgenommen. Mit dem Angebot an elektronischen Medien verliert die Bibliothek ihre Kontur. Die Umfrage zeigt, dass durch vermehrte online Nutzung von Journalen und Datenbanken kaum ein Zusammenhang zwischen dem Informationsangebot und der Bibliothek gesehen wird. Diese falsche Einschätzung der Versorgung mit neuen Medien durch die Bibliothek spiegelt sich auch im geringen Interesse an der Umfrage wider.
Um dem entgegenzusteuern muss sich die Fachbereichsbibliothek Chemie für ihre Nutzer/innen als
- kompakte Organisationseinheit mit
- klarer räumlicher und personeller Ausstattung präsentieren und
- Angebote und elektronische Serviceleistungen der Bibliothek als solche kenntlich machen.
Bestand: http://permalink.obvsg.at/AC07083492